Einzelhandel in Deutschland: Die Inflation fordert ihrem Tribut
Im Oktober sind die Einzelhandelsumsätze in Deutschland gesunken – nominal und vor allem real. Die Auswirkungen der hohen Verbraucherpreisinflation zeigen sich besonders deutlich bei einem längerfristigen Vergleich der nominalen und der preisbereinigten Umsätze.
Die Umsätze im deutschen Einzelhandel sind im Oktober deutlich gesunken. Nominal (nicht preisbereinigt) fiel der Umsatzrückgang mit 1,7% im Vergleich zum Vormonat bereits markant aus. In realer (preisbereinigter) Betrachtung lag der Rückgang aber sogar bei 2,8%.
Im Monatsvergleich verringerten sich die Umsätze im Lebensmittelhandel real um 1,2%. Im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln fiel der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vormonat mit 4,5% noch wesentlich deutlicher aus. Hier zeigten die Verbraucher eine verstärkte Kaufzurückhaltung beim Erwerb von Haushaltsgeräten, Möbeln und in Baumärkten. Aber auch das Bekleidungssegment sowie der Internet- und Versandhandel mussten spürbare Umsatzeinbußen hinnehmen.
Die schwierige Situation vieler Einzelhändler offenbart sich in einer längerfristigen Betrachtung. Seit Januar 2021, also dem Zeitpunkt seitdem die Verbraucherpreise in Deutschland nach der Corona Krise wieder stiegen, haben die nominalen Einzelhandelsumsätze zwar um beachtliche 23% zugelegt. Real belief sich das Umsatzplus aber nur auf knapp 8%. Dies zeigt, welchen großen Keil die Teuerung zwischen die nominalen und realen Umsätze getrieben hat.
Die Umsätze sind letztendlich das Produkt aus Preis und Menge. Hohe Preissteigerungsraten befeuern damit den Umsatz bei gleichbleibender Absatzmenge. Bleiben die Preise unverändert, dann kaufen die Konsumenten bei sinkenden realen Umsätzen zwangsläufig weniger Waren.
Die Oktoberdaten der Einzelhandelsumsätze lassen für das Wirtschaftswachstum im Schlussquartal nichts Gutes erwarten. Zwar machen die Einzelhandelsumsätze am privaten Konsum nur etwas mehr als 30% aus. Sie dürften für den privaten Konsum aber die Richtung vorgeben. Inflationsbedingt werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte wohl kräftig sinken, insbesondere in realer Betrachtung. Alles andere wäre vor dem Hintergrund der hohen Inflation und der erheblich eingetrübten Verbraucherstimmung mit einer gedämpften Anschaffungsneigung eine wirkliche Überraschung.
--Dr. Christoph Swonke