EWU-Inflationsrate: Wo ist die Spitze?

Die Inflationsrate im Euro-Raum hat im September mit 10,0% ein neues Rekordhoch erreicht. Vor allem die hohen Energiepreise treiben die Entwicklung. Die deutsche Regierung will nun gegensteuern.

 

 

Die Inflationsrate im Euro-Raum – gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – ist im September von 9,1 auf 10,0% gestiegen und markiert damit abermals ein neues Allzeithoch. Wenig überraschend lieferten die Energiepreise den größten Beitrag zum Preisanstieg. Die Notierungen von Erdgas und Strom befinden sich weiterhin deutlich über ihren Niveaus aus der Vorkrisenzeit. Aber nicht nur die Energie verteuerte sich sehr stark. Auch für Nahrungsmittel, Dienstleistungen und industrielle Güter mussten die Verbraucher im Juni deutlich mehr zahlen. Dementsprechend beläuft sich die Kerninflation ohne die volatilen Komponenten Energie und Nahrungsmittel auf knapp 5%.

 

Unter den größeren Euroländern verzeichneten Deutschland und die Niederlande die stärksten Inflationsanstiege. Nach dem Auslaufen der Entlastungsmaßnahmen mit Tankrabatt und 9-Euro-Ticket stieg die Teuerungsrate in Deutschland im September (gemäß HVPI) deutlich von 8,8% auf 10,9%. Noch stärker fiel der Anstieg von 13,7% auf 17,1% in den Niederlanden aus – wobei das niederländische Statistikamt CBS selbst auf eine mögliche Energiepreis-Überschätzung aufgrund einer inadäquaten Messmethodik hinweist. Die italienische Rate stieg von 9,1% auf 9,5%. In Frankreich gab die Inflationsrate dagegen von 6,6% auf 6,2% und in Spanien sogar von 10,5% auf 9,3% nach. Allerdings ist in den letzten beiden Ländern schon ein Preisdeckel in Kraft, der ein vollständiges Durchwirken der hohen Energiepreise für die Verbraucher abbremst.

 

Wie geht es nun weiter? Nach dem Ausbleiben russischer Gaslieferungen über Nord Stream 1 bleibt Erdgas ein knappes Gut und das signalisieren zu Beginn der Heizsaison die hohen Erdgaspreise. Dies treibt auch den Strompreis, da Erdgas bei der Stromerzeugung die höchsten Kosten verursacht. Ohne weitere Maßnahmen wäre davon auszugehen, dass die Energiepreise und damit auch die Inflationsrate weiter steigen. Mit der Entscheidung der Ampelregierung von 29.09.2022 über eine wie auch immer ausgestaltete Preisbremse – finanziert über eine höhere staatliche Verschuldung – die Energiepreisentwicklung zu bremsen, könnte sich beim bisher kontinuierlich steigenden Inflationstrend zumindest vorübergehend eine Trendwende abzeichnen. Details zur Umsetzung sind noch nicht bekannt. Angesichts der Rekordinflation im gesamten Währungsgebiet ist es aber gut denkbar, dass noch weitere Länder mit ähnlichen Maßnahmen folgen werden.

 

Dr. Christoph Swonke


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