EZB: Punkte für den Klimaschutz

Die Dekarbonisierung ihres Bond-Portfolios hatte die EZB schon angekündigt. Nun zeigen die Details zur Umsetzung, wie ein Klimaschutz-Punktesystem künftig die Anleihekäufe der Zentralbank beeinflussen wird.

 

EZB-Präsidentin Lagarde betont gerne und oft, dass auch die Zentralbank ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen hat. Ein Aspekt EZB-Klimastrategie ist es, das Portfolio an Unternehmensanleihen, das die Zentralbank im Rahmen ihrer lockeren Geldpolitik in den letzten Jahren aufgebaut hat, zu dekarbonisieren. Die Dekarbonisierung soll erreicht werden, indem freiwerdende Mittel aus fälligen Anleihen verstärkt in Unternehmen mit einer guten Klimabilanz reinvestiert werden. Damit will die EZB die Klimarisiken in ihrer Bilanz reduzieren. Die auf dem CO2-Fußabdruck basierenden Käufe der Zentralbank sollen aber auch ein Anreiz für die Unternehmen sein, ihre Klimabilanz zu verbessern. Um die Klimaleistung eines Unternehmens zu beurteilen, hat die EZB nun ein dreistufiges Punktesystem vorgestellt.

 

Das Punktesystem stellt auf drei Kriterien im Zusammenhang mit den CO2-Emissonen eines Unternehmens sowie die diesbezügliche Berichterstattung ab. In der ersten Kategorie gibt es Punkte abhängig von der Höhe des Treibhausgasausstoßes eines Emittenten im Vergleich zu anderen Unternehmen der gleichen Branche sowie allen Unternehmen, deren Anleihen von der EZB gekauft werden. Je geringer der CO2-Ausstoß, desto höher ist die Punktzahl. In der zweiten Kategorie schaut sich die Notenbank die Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen an, die ambitioniert und wissenschaftlich fundiert sein müssen. Je weitreichender die selbst gesteckten Ziele sind, desto höher ist die Punktzahl. Außerdem dem gibt es Punkte für die Qualität der klimabezogenen Berichterstattung. Je transparenter ein Unternehmen mit seinen Daten zum CO2-Ausstoß umgeht, desto besser schneidet es ab.

 

Auf Basis der aus den drei Kategorien ermittelten Gesamtpunktzahl entscheidet die EZB, welches Gewicht ein Emittent bei den Anleihekäufen im Primär- und im Sekundärmarkt erhält. Neben der Klimabilanz spielt das emittierte Anleihevolumen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Gewichte. Und wie die EZB betont, wird das Gesamtvolumen der Anleihekäufe wird weiterhin ausschließlich von geldpolitischen Überlegungen bestimmt. Umgesetzt wird das Klima-Scoring bereits ab dem 1. Oktober 2022. Daten zum CO2-Abdruck des Portfolios will die EZB dann erstmals im ersten Quartal 2023 veröffentlichen.

-- Thomas Weber


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