Russland-Ukraine-Krise trifft den Aktienmarkt

Die Eskalation der Russland-Ukraine-Krise schürt die Angst vor negativen Konsequenzen für die Konjunktur, insbesondere in Europa. Der Aktienmarkt reagiert mit Vorsicht.

 

Mit der jüngsten Militäraktion Russlands hat sich dessen Konflikt mit der Ukraine verschärft. Verständlicherweise reagiert der Aktienmarkt negativ, da ein weiteres Konjunkturrisiko – neben Corona, Lieferengpässen und einer global restriktiveren Geldpolitik – auf angespannte Investorengemüter trifft. Dies belastet vor allem konjunktursensible Aktien, sichere Häfen werden dagegen gesucht. Europa ist hierbei aufgrund der geografischen Nähe zum Krisenherd, der Abhängigkeit vom Energielieferanten Russland sowie der konjunktursensibleren Sektor-Ausrichtung stärker betroffen als die USA.

 

Derzeit sind die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise schwer einzuschätzen, denn die ökonomischen Schäden werden durch die zu verhängenden Sanktionen und nicht durch die russische Aggression determiniert. Möglicherweise zeigen sich deren Auswirkungen auch erst mit zeitlichem Abstand und/oder sind wiederum von der russischen Reaktion beeinflusst. Ein Blick auf die Krim-Krise im Jahr 2014 würde einen lediglich geringen negativen Einfluss auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen suggerieren. Deren Volatilität sollte aber mit der Unsicherheit der Marktteilnehmer zunehmen. Wir sehen im Allgemeinen stark ansteigende Aktienrisikoprämien, welche Potenzial für weitere Kursrücksetzer bieten. Auch hier könnte Europa, insbesondere Deutschland, stärker betroffen sein als die USA.

 

In diesem Umfeld dürften Ölpreise weiter ansteigen, was negativ für die Konsumentenstimmung und davon abhängige Unternehmen zu werten ist. Der Energiesektor könnte profitieren. Diese Branche ist allerdings im DAX nicht vertreten, weshalb auch hier ein regionaler Nachteil für den deutschen Aktienmarkt zu Tage tritt. Hohe Ölpreise festigen vor allem auch die Entwicklung der (US-) Inflation und damit auch unsere Erwartungen bzgl. einer restriktiveren US-Geldpolitik. Ein Abrücken der FED von diesen Plänen mit Rücksicht auf die durch den Konflikt ausgelösten konjunkturellen Belastungen erwarten wir nicht, zumal die US-Wirtschaft allenfalls gering betroffen scheint. Die in der jüngeren Vergangenheit beobachteten (belastenden) Aktienmarkt-Effekte der antizipierten US-Zinswende dürften sich daher fortsetzen. Im Zuge steigender (US-) Anleiherenditen könnten „Long Duration“-Investments wie hoch bewertete Dividenden- und Technologiewerte unter Druck bleiben.

 

Insgesamt erwarten wir für die Dauer der Krise ein getrübtes Investoren-Sentiment und somit eine hohe Aktienmarktvolatilität. Historisch gesehen konnten insbesondere die stark belasteten Sektoren mit dem Ende einer angespannten Phase enorme Kursgewinne verzeichnen. Dafür stehen die Chancen auch im aktuellen Umfeld gut.

 

-- Sven Streibel


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