Deutscher Wohnungsmarkt: Inflation und Homeoffice – Goldene Zeiten für Hauskäufer?

Die derzeit sehr hohe Inflation belastet vor allem durch kräftig gestiegene Sprit- und Gaspreise die privaten Haushalte. Das Wohnen wird teurer: Zu hohen Mieten kommen noch gesalzene Nebenkostenabrechnungen hinzu. Zudem erodiert das Sparguthaben durch tiefe negative Realzinsen. Doch zugleich werden auch Schulden „weginflationiert“: Mit stark gestiegenen Preisen als Begründung dürfte es den Gewerkschaften leichter fallen, höhere Tarifabschlüsse zu vereinbaren. Steigen die Einkommen schneller, sinkt entsprechend die relative Belastung einer Immobilienfinanzierung. Und wenn dann noch die Hauspreise durch niedrige Zinsen weiter anziehen, profitieren verschuldete Hauseigentümer doppelt.

Zwar wird sich im kommenden Jahr die Inflation wohl spürbar abschwächen, sodass sich der aktuelle Verbraucherpreisanstieg von knapp über 4% gut halbieren dürfte. Damit läge die Inflation aber immer noch oberhalb der aktuellen Hypothekenzinsen. Auch wenn die Konditionen für Baukredite ihre Tiefstände hinter sich gelassen haben, ist eine zehnjährige Standardhypothek bei moderater Beleihung und ordentlicher Bonität noch für rund 1% zu haben. Die Bundesbank ermittelte im August 2021 über alle Laufzeiten durchschnittliche Bauzinsen von 1,27%.

Doch auch durch das als Folge von Corona verbreitete Homeoffice kann beim Hauskauf gespart werden. Das gilt vor allem für Bürobeschäftigte in Ballungsräumen mit hohen Mieten und Immobilienpreisen. Wird das Büro seltener angesteuert, kommen Wohnorte in Frage, die bei täglicher Fahrt unattraktiv sind. Am Beispiel des Rhein-Main-Gebiets wird das ausgeprägte Preisgefälle deutlich. Mit einer größeren Entfernung zu Frankfurt kann der Kaufpreis eines Reihenhauses mehr als halbiert werden. Auch gegenüber teuren Städten wie Mainz, Darmstadt oder Wiesbaden sind im Umland erhebliche Abschläge möglich. So können auch Haushalte ein Eigenheim kaufen, die die Großstadtpreise nicht mehr aufbringen können.

Für private Haushalte ist der Kauf einer Immobilie eine bedeutende Investition, die gut überlegt sein will. Schließlich sind mit der Kreditaufnahme Risiken verbunden. Die oft schon hohen Immobilienpreise könnten zudem sinken. Danach sieht es aber nicht aus. Die expansive Geldpolitik der EZB und hohe Mieten treiben die Kaufnachfrage an, der nur ein knappes Immobilienangebot gegenübersteht. Unter dem Strich erscheint der Kauf von Häusern und Wohnungen trotz oft schon hoher Preise noch attraktiv. Zudem verstärkt der Aufbau von Immobilienvermögen die Altersvorsorge, was angesichts negativer Realzinsen und einer alternden Gesellschaft sicher kein Fehler ist.

-- Thorsten Lange

           

    


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