Automobile, Öl & Gas: Green Deal or No Deal

Um die voranschreitende Erderwärmung aufzuhalten, ist eine drastische und zeitnahe Verringerung der CO2-Emissionen unumgänglich. Über diverse Kanäle wird auf Unternehmen diesbezüglich Handlungsdruck aufgebaut. Eine verschärfte Regulierung, eine sich neu justierende Rechtsprechung sowie veränderte Anforderungen verschiedenster Stakeholder schaffen einen neuen – Klimaneutralität einfordernden – Rahmen. Im Zuge des Klimawandels wird dem Produktangebot der Automobil- sowie der Öl- und Gasbranche perspektivisch – nicht nur sprichwörtlich – der Hahn zugedreht und damit das jeweilige Geschäftsmodell im Kern bedroht. Einen „grünen Deal“ einzugehen, ist für die Unternehmen dieser Sektoren schlicht alternativlos und dessen Ausgestaltung lediglich eine Frage des Tempos.

In der Automobilindustrie ist der Grundstein hierfür bereits gelegt. Die Antriebselektrifizierung gilt vorerst als Königsweg zur Klimaneutralität, wenngleich die zeitlichen Ambitionsniveaus bei den Herstellern variieren. Zudem verschiebt sich der Fokus mit dem E-Hochlauf angesichts der energieintensiven Fertigung auf die Lieferketten. Nichtsdestotrotz erscheint die Transformation für die Automobilunternehmen technisch gut umsetzbar. Allerdings bestimmt vor allem der Kunde die Dynamik, so dass die unter Kostenaspekten benötigten Skaleneffekte derzeit noch schwer kalkulierbar sind. Mittelfristig deuten sich jedoch auch für E-Fahrzeuge recht auskömmliche Margen an. Der Klimawandel muss also kein schlechter Deal für den Autosektor sein.

Die Öl- und Gaskonzerne stehen indes noch am Anfang einer umfassenden Neuausrichtung. Zwar haben die meisten Förderunternehmen erste „grüne“ Initiativen eingeleitet, um sich alternative Geschäftsfelder zu erschließen. Da diese Maßnahmen aber noch nicht wesentlich zum Konzernerfolg beitragen, hängt die Branche zumindest kurzfristig noch am fossilen Tropf. Anders als bei der Automobilindustrie ist der für die Öl- und Gasbranche zu beschreitende Pfad weniger klar vorgezeichnet: Kurzfristig erscheint die Erzeugung von Biokraftstoffen und erneuerbaren Energien vielversprechend, längerfristig könnten vor allem die Wasserstoffproduktion und/oder die Entsorgung von Kohlenstoffdioxid (CCUS) eine wichtige Rolle einnehmen. Für die Upstream-Sparten der Konzerne dürfte es hingegen künftig „No Deal“ heißen: Sollen die Pariser Klimaziele erreicht werden, müssten die Förderportfolien spätestens in den 2040er Jahre weitgehend abgewickelt werden.

 

-- Markus Roß und Stephan Sporkmann


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