Japans Verbraucherpreise im August weiter im negativen Bereich
Die Veränderungsrate der japanischen Verbraucherpreise ist im August mit -0,4% (J/J) weiter negativ geblieben, nach -0,3% im Vormonat Juli. Es war bereits die elfte Minusrate in Folge, so dass sich der Eindruck verfestigt, dass das Land aktuell – im Gegensatz zu den meisten anderen Industrieländern – eine erneute hartnäckige Deflationsphase erlebt. Im saisonbereinigten Vormonatsvergleich sanken die Preise in Japan um 0,2%. Maßgeblich nach unten gezogen wurde der Preisindex diesmal von frischen Lebensmitteln, die gleich um 8,8% unter ihrem Vorjahresniveau lagen. Der erwartet deutliche Anstieg von 2,5% (J/J) bei den energienahen Verbrauchsgütern und Versorgungsdienstleistungen (Benzin Wasser- und Stromgebühren) konnte den negativen Trend der Inflation zuletzt also nicht aufhalten oder gar umkehren. Die Kernrate der Verbraucherpreise (ohne Energie und frische Lebensmittel) kam auf -0,5%.
Deutlich negativ waren im August auch die Kommunikationskosten, die wegen drastisch ermäßigter Mobilfunk-Gebühren um fast 30% unter Vorjahr lagen. Auch langlebige Gebrauchsgüter für die Freizeit verbilligten sich. Demgegenüber verteuerten sich private und öffentliche Transportkosten, allerdings nicht mehr mit so starker Rate wie im Vormonat. Möbel- und Hausrat, sowie Kleidung und Schuhe verteuerten sich dagegen mit erhöhter Rate, ebenso wie Kultur- und Freizeitgüter sowie Ausbildungskosten.
Für den erhöhten Preisdruck nach unten kann sicher die Verunsicherung bei den Konsumenten infolge der Pandemiesituation und der damit verbundenen Anti-Corona-Regeln verantwortlich gemacht werden. Zuletzt sind allerdings beträchtliche Impffortschritte gemacht worden, so dass sich dieser Dämpfungsfaktor für das Preisklima allmählich abbauen sollte. Für die Notenbank ist das aktuelle Umfeld dennoch nicht geeignet, etwas Wesentliches an ihrer ultra-expansiven Ausrichtung zu ändern. Auch schätzt sie die konjunkturellen Perspektiven derzeit offensichtlich nicht mehr ganz so positiv ein wie etwa vor einem Monat, obgleich sie weiter an Erholungstendenzen glaubt. Geldpolitische Änderungen werden sicher erst nach dem Wechsel im Parteivorsitz der Regierungspartei LDP und den danach anstehenden Unterhauswahlen erörtert werden. Letztere können in der ersten Novemberhälfte erwartet werden.
Dr. Rütger Teuscher
