Bremst der hohe Kupferpreis die Energiewende?

Da Kupfer ein zentraler Rohstoff für die Energiewende ist, gibt es einige Stimmen, die davor warnen, dass eine übermäßige Preissteigerung die Energiewende hemmen könnte. Obwohl der Kupferpreis zuletzt wegen zunehmender Risiken auf dem chinesischen Immobilienmarkt von seinem Jahreshoch gut 13% eingebüßt hat, sind Preise oberhalb von 8.000 USD je Tonne historisch trotzdem „relativ“ teuer. Die sich verteuernden Rohstoff-Inputkosten werden von den Anlagenbauern noch nicht vollständig an die Kunden weitergegeben. Vereinzelt ist aber zu hören, dass Preissteigerungen für Solar- und Windanlagen von gut 10% im Raum stehen. Dies reduziert zwar insgesamt die Wirtschaftlichkeit, ist aber unseres Erachtens über die Lebenszyklen der Anlagen noch verkraftbar, weil es die Rendite der Anleger, die im direkten Kontakt mit dem Projektierer stehen, nicht sonderlich schmälert. Aktuell sorgen eher die tatsächlichen Lieferschwierigkeiten von Materialien, wie Halbleitern, für mögliche Verzögerungen.

 

Aktuell werden global rund 1,5 Millionen Tonnen für den „grünen“ Umbau der Wirtschaft (Energiewende + E-Mobilität) benötigt, was gut 6% der Gesamtnachfrage entspricht. Mit Blick auf 2030 könnte dieser Wert zwischen 5,5 und 6,0 Millionen Tonnen liegen (Anteil: >15%). Dies spricht eindeutig für einen weiterhin knappen Kupfermarkt und hohen Preisen. Selbst vom aktuellen Preisniveau halten wir einen weiteren Preisanstieg für wahrscheinlich, allerdings setzt ein dauerhaft hohes Preislevel Marktmechanismen, wie die Steigerung der Sekundärproduktion, den technologischen Fortschritt und die Ausweitung der Investitionen der Minengesellschaften, frei, die eine Preisexplosion verhindern. Auch in China wird aufgrund der Stärkung des Binnenmarktes die Kupferverbrauchsintensität zurückgehen. Es sind ausreichend Kupferreserven verfügbar – auch hier wirkt der technologische Fortschritt erheblich. Nach Angaben der International Copper Study Group (ICSG) wurden zwischen 2009 und 2019 auf Minenebene 220 Millionen Tonnen Kupfer gefördert, wohingegen sich die Reserven um 330 Millionen Tonnen erhöhten.

 

Auf der Angebotsseite sehen wir größere Herausforderungen bei den ESG-Standards (Economic, Social and Governmental). Zum Teil wird bei der Metallproduktion sehr viel Energie aufgewendet und auch entsprechend CO2 emittiert. Auch die sozialen und ökologischen Gesichtspunkte werden in den verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich beachtet, sodass es langfristig nur ein gemeinsamer ESG-Standard richten kann. Dieser wird jedoch die Abbaukosten erhöhen und dafür sorgen, dass der Kupferpreis auch nicht dramatisch einbrechen sollte.

 

Gabor Vogel

   


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