Hoher Kohlepreis als Turbo für die Energiewende?

Der asiatisch-pazifische Preis für Kohle ist kräftig gestiegen. Seit Jahresanfang kletterte die Notiz um über 110% auf aktuell 177 USD je Tonne. Das fossile Urgestein profitiert von einer starken Nachfrage, die von einem anziehenden Strombedarf im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung getragen wird. Besonders hoch ist die Verbrauchsdynamik in China und Indien. Aber auch die Angebotsseite ist bei Kohle unter Druck geraten. Wegen starker Regenfälle in Indonesien im Frühjahr kann der wichtigste chinesische Lieferant die Produktion von Kohle derzeit nicht ausreichend erhöhen. Zudem sind die chinesischen Handelsbeziehungen mit Australien aktuell gestört, sodass China keine Kohle aus „Down Under“ bezieht. In China selbst erschweren stärkere sicherheits- und umweltpolitische Maßnahmen den Abbau von Kohle und verknappen den Markt zusätzlich.

Auch wenn die hohen Preisaufschläge bei Kohle teilweise temporärer Natur sind (siehe wetterbedingte Angebotsausfälle), sollte der aktuell hohe Kohlepreis als Weckruf wahrgenommen werden. Für den Energiewandel bedarf es nämlich einer weiteren zügigen und deutlichen Ausweitung der Kapazitäten bei erneuerbaren Energieträgern. Der weitere Ausbau der alternativen Energien als Stromspender ist nicht nur umweltpolitisch gegeben, sondern – aufgrund des Kostenvorteils gegenüber den konventionellen Energieträgern - auch ökonomisch absolut sinnvoll. Denn, anders als bei den fossilen Brennstoffen, lassen sich bei den Erneuerbaren erhebliche Lernkurveneffekte realisieren, die beispielsweise bei Solarmodulen in den letzten 10 Jahren die Stromgestehungskosten je MWh um 82%! senkten. Durch den starken Kohlepreisanstieg wird sich der Kostenvorteil noch verstärken.

Der kräftige Anstieg des Kohlepreises weltweit unterstreicht die bereits bestehenden Kostenvorteile der erneuerbaren gegenüber den konventionellen Energieträgern noch zusätzlich, sie können also neben ihrer ökologischen auch die ökonomische Vorteilhaftigkeit voll ausspielen. In Europa lässt auch der gestiegene Preis für CO2-Zertifikate die Stromnotiz steigen. Eine Strom-Einspeisung aus regenerativen Energien lohnt sich also doppelt – sowohl von der Kosten- als auch Erlösseite. So gesehen, kann der hohe Kohlepreis einen kurzzeitigen Turbo zünden. Hohe Investitionen sind hierfür nötig und lassen sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld zudem einfacher umsetzen.

 

Gabor Vogel

 


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