Was bedeuten +20% bei den US-Häuserpreisen für den Immobilienmarkt und die Inflation?
Nicht schon wieder eine Immobilienblase! Dieser Gedanke kann bei einem Blick auf die US-Hauspreise leicht aufkommen. Mit einem Jahresplus von etwa 19% steigen die Preise für Häuser und Wohnungen derzeit noch schneller als im Vorfeld der großen Finanzkrise vor gut 15 Jahren.
Die Situation am Häusermarkt unterscheidet sich jedoch deutlich vom vergangenen Preisboom. Statt durch Spekulation wird die Nachfrage vielmehr vom halbierten Zinsniveau angeschoben. Vielen Kaufinteressierten ist wohl bewusst, dass sie die Finanzierung noch höherer Preise bei womöglich steigenden Zinsen überfordern würde. Dazu kommt der durch Corona vergrößerte Wunsch nach einem geräumigen Eigenheim im Umland. Doch das Häuserangebot ist knapp. Preistreibend wirken sich zudem teure Baugrundstücke und Baumaterialien aus.
Die jüngste Preisexplosion am Häusermarkt birgt nicht nur die Gefahr einer Überbewertung von Immobilien. Sie geht auch mit einem Risiko für die Inflationsentwicklung einher. Denn die Mieten und das für Eigenheimbesitzer errechnete Mietäquivalent haben zusammen einen erheblichen Anteil von etwas mehr 30% am Warenkorb der Verbraucher. Größere Bewegungen der Mietpreise haben daher das Potenzial, die Kerninflationsrate stark zu beeinflussen und nachhaltig für kräftigeren Inflationsdruck zu sorgen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt aber, dass die Mieten typischerweise erst mit langer Zeitverzögerung von ein bis zwei Jahren auf die Häuserpreise reagieren – und dann nur in erheblich abgeschwächter Form. Wir gehen daher davon aus, dass sich der aktuell starke Anstieg der Immobilienpreise frühestens ab Herbst oder Winter 2022 über höhere Mieten in der Inflation bemerkbar macht. Sofern die Häuserpreise nicht im aktuellen Tempo weiter steigen, sollte sich der zusätzliche Inflationsdruck dann in Grenzen halten.
In den nächsten Monaten könnte die Preisdynamik am Häusermarkt zwar die 20%-Marke übertreffen. Auf Dauer werden sie aber wohl kaum so kräftig zulegen. Während die hohen Preise den Bau antreiben dürften, belasten steigende Preise und voraussichtlich moderat anziehende Zinsen die Erschwinglichkeit. Hinweise auf einen Rückschlag sendet der Häusermarkt insgesamt nicht aus, auch dank eines reformierten Kreditgeschäfts. Subprime-Hypotheken, die die frühere Immobilienkrise verursacht hatten, spielen heute keine Rolle mehr.
Alexander Buhrow, Thorsten Lange
