El Salvador: Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel mit holprigem Start

Seit wenigen Tagen ist der Bitcoin neben dem US-Dollar gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador. Nayib Bukele, der Präsident des zentralamerikanischen Landes mit gut sechs Millionen Einwohnern, erhofft sich von diesem Schritt nach eigenen Angaben Investitionen aus dem Ausland und neue Arbeitsplätze für seine Nation. Zudem sollen die weit über eine Million im Ausland lebenden El Salvadorianer die Möglichkeit bekommen, kostengünstig Geld in ihre Heimat zu transferieren.

 

Der Start des Projekts verlief holprig, geprägt von technischen Schwierigkeiten. Dass der Bitcoin-Kurs am selben Tag um bis zu 18% einbrach, dürfte zwar nicht direkt auf den turbulenten Projektbeginn in El Salvador zurückzuführen sein. Es unterstreicht aber erneut die Schwankungsanfälligkeit, die die Kryptowährung in den Augen vieler Beobachter als Zahlungsmittel disqualifiziert. Tatsächlich besteht die Chance, dass sich der Bitcoin im Falle El Salvadors unter Umständen für Auslandsüberweisungen als vorteilhaft erweisen wird. Im täglichen Gebrauch stellen hingegen mögliche Wartezeiten bei den Transaktionen und anfallende Gebühren bei den Zahlungen eine enorme Hürde dar.

 

Eine Herausforderung für das Projekt in El Salvador stellt zudem die mangelnde Rückendeckung in der dortigen Bevölkerung dar. Einer Umfrage zufolge lehnen zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner den Schritt ab. Die meisten verfügen zudem über keine ausreichenden Kenntnisse über die Kryptowährung sowie die potenziellen Vorteile und Risiken. Diese Erkenntnis ist ein Problem, da eine ausreichende Akzeptanz und Vertrauen in der Bevölkerung der Schlüssel zum Erfolg jeder Geldform ist – egal ob analog oder digital, ob mit oder ohne Zentralbank.

 

Derzeit ist völlig unklar, ob das Experiment mit der weltweit bedeutendsten Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel gelingen wird oder bald wieder im Sande verläuft. Für den Bitcoin-Kurs dürfte die Relevanz der Entwicklungen in El Salvador bis auf weiteres ohnehin sehr begrenzt bleiben. Zu unbedeutend ist das kleine Land im globalen Finanzmarktkontext, zu wenig dient es als Vorbild für Nationen mit eigener Währung. Wesentliche Treiber für die Preise im Kryptowährungssegment bleiben folglich die globale Geldpolitik, Änderungen bei der Regulierung und einzelne Akteure wie Elon Musk.

 

Sören Hettler


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