USA: Konjunkturmotor brummt – Wachstum in Q2 enttäuscht trotzdem
Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten ist im zweiten Quartal 2021 kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte gegenüber dem ersten Vierteljahr um 1,6% bzw. annualisiert 6,5% zu. Vor allem der private Konsum, der fast 70% der Wirtschaftsleistung ausmacht, übernahm die Rolle des Konjunkturmotors. Die Direktzahlungen an die Haushalte aus dem riesigen Konjunkturpaket vom März und die weitgehende Öffnung der Wirtschaft versetzten die Verbraucher in Kauflaune.
Das Wirtschaftswachstum hätte sogar noch kräftiger ausfallen können, allerdings verursachten die weltweiten Lieferverzögerungen von wichtigen Komponenten und Rohstoffen Produktionsprobleme in der Industrie. Dies hat offenbar auch der Bauwirtschaft zugesetzt, sodass es zu einem sichtbaren Rückgang bei den Bauinvestitionen kam. Außerdem beklagen viele Unternehmen schon seit Monaten einen Mangel an Bewerbern für die vielen offenen Stellen. Dies hat das Wachstumstempo zusätzlich gebremst. Auch vom Außenhandel kam erneut Gegenwind: Die starke Konsumtätigkeit geht mit einer tiefroten Handelsbilanz einher.
Im weiteren Jahresverlauf dürfte die US-Wirtschaft dennoch klar auf Wachstumskurs bleiben. Der Effekt des Konjunkturpakets schwindet zwar, dafür werden aber wohl kräftige Beschäftigungszuwächse die Rolle des Konsumtreibers übernehmen. Dabei ist zu erwarten, dass sich die Nachfrage zunehmend auf die Dienstleistungen verlagert, bei denen noch erkennbarer Nachholbedarf besteht.
Risikofaktoren für die US-Wirtschaft bleiben vorerst die Produktionsprobleme in der Industrie und die Pandemie. Mittlerweile ist zwar etwa jeder zweite US-Bürger vollständig gegen Corona geimpft. Allerdings hat sich das Impftempo deutlich verlangsamt und die Delta-Variante ist auch in den USA auf dem Vormarsch. Höhere Ansteckungen im nicht-geimpften Bevölkerungsteil könnten das Konsumklima trüben. Mit erneuten harten und überregionalen Lockdown-Maßnahmen rechnen wir aber nicht.
-- Alexander Buhrow