Deutschland kann mit deutlichen Impffortschritten rechnen

Wie geht es mit der Impfkampagne in Deutschland weiter? Inzwischen hat das Impftempo hierzulande ja deutlich zugelegt. Bei den Erstimpfungen liegen wir mit einer Impfquote von gut 40% gar nicht mehr so weit hinter den Ländern, die wir lange Zeit um ihre schnellen Impffortschritte beneidet haben. So stehen die USA aktuell bei etwa 50%, Großbritannien bei 56% und Vorreiter Israel auch „nur“ bei 63%. Zu verdanken ist dies den wesentlich höheren Impfstofflieferungen, die im laufenden Quartal mit insgesamt rund 75 Millionen Impfdosen etwa vier Mal so hoch ausfallen dürften wie im ersten Quartal. Zuletzt wurden wöchentlich im Schnitt rund 5 Millionen Dosen nach Deutschland geliefert, Ende Juni soll der Lieferumfang nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums auf über 7 Millionen steigen. Für das dritte Quartal sind dann sogar Lieferungen von insgesamt 117 Millionen Impfdosen für Deutschland zugesagt.

 

Wir haben auf der Basis der erwarteten Impfstofflieferungen simuliert, wie schnell die Impfungen in Deutschland in den kommenden Wochen voranschreiten könnten. Aktuell stellt der hohe Bedarf an Zweitimpfungen ein Nadelöhr dar, für diese wird ein Großteil der Impfstoffe benötigt. Das Tempo bei den Erstimpfungen wird daher vorübergehend zugunsten der Zweitimpfungen nachlassen, dürfte aber Ende Juni wieder stärker anziehen, wenn allein vom beliebten BioNTech-Impfstoff rund 6 Millionen Impfdosen pro Woche geliefert werden sollen. Unter der Voraussetzung, dass die Hersteller AstraZeneca und Moderna angesichts ihrer höheren Lieferankündigungen für das dritte Quartal die Lieferungen bereits zum Quartalsbeginn kräftig steigern, könnte schon Anfang August eine Impfquote von 75% erreicht werden. Bei den Zweitimpfungen wäre zur selben Zeit eine Quote von 50% möglich, die dann bis Anfang September ebenfalls bis auf 75% steigen könnte.

 

Eine wesentliche Unwägbarkeit bei unseren Schätzungen sind die unterstellten Impfstofflieferungen für den Beginn des dritten Quartals. Fallen sie niedriger aus als wir derzeit annehmen, wird sich der Impffortschritt ab Anfang Juli langsamer einstellen. Ein gewisser Sicherheitspuffer ergibt sich andererseits dadurch, dass wir die Vakzinen von Johnson&Johnson (bereits zugelassen) und CureVac (noch nicht zugelassen) aus der Betrachtung ausgeschlossen haben. Jede Lieferung dieser beiden Hersteller würde sich daher positiv auf den Impffortschritt auswirken. Darüber hinaus ist allerdings auch der Faktor „Mensch“ eine nicht zu unterschätzende Unsicherheit, denn die zur Verfügung stehenden Impfstoffe müssen auch von der Bevölkerung angenommen werden – ein Aspekt, der über die Sommermonate wahrscheinlich immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

Monika Boven

 

 


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