Gespaltene Entwicklung der Märkte für Bankkredite in Deutschland
2020 wurde das Firmenkundenkreditgeschäft in Deutschland maßgeblich von den Auswirkungen der Corona-Krise geprägt. Vor allem Unternehmen, die unter Lockdown und Grenzschließungen zu leiden hatten, waren auf Hilfskredite angewiesen. Dadurch zog das Wachstum der Firmenkredite ohne Wohnungsbau im ersten Quartal nochmals an, obwohl die Wachstumsraten des Marktes bereits 2019 ihren Zenit überschritten hatten und im Sinken begriffen waren. Der corona-bedingte Wachstumsschub blieb jedoch ein Einmaleffekt und in den restlichen Quartalen 2020 verlangsamte sich der Bestandszuwachs immer weiter auf zuletzt noch 3,4 Prozent.
Deutlich stabiler entwickelten sich die Wohnungsbaukredite der Unternehmen. Überhaupt zeigten sich Wohnungskredite als Stütze des Gesamtmarktes. Das gilt vor allem für die Immobilienkredite privater Haushalte, die ihren langanhaltenden Trend der Wachstumsbeschleunigung ungebremst fortsetzten. Die Corona-Krise hat die Wertschätzung für die eigenen vier Wände gesteigert. Durch Lockdown, erschwertes Reisen und Home Office wurde mehr Zeit zuhause verbracht und der Bedarf an Wohnfläche, einem Arbeitszimmer und Garten stieg. Das hat den Immobilienmarkt und den Kreditbedarf gestützt. Anfängliche Befürchtungen eines Markteinbruchs bewahrheiteten sich nicht und das Wachstum markierte Ende 2020 mit 6,6 Prozent einen neuen Rekord. Einzig die weniger bedeutsamen Konsumentenkredite schrumpften leicht – vor allem, weil größere Anschaffungen zurückgestellt wurden.
Diese Entwicklungen dürften sich 2021 fortsetzen. So ist absehbar, dass spätestens im zweiten Quartal das Neugeschäft mit Firmenkrediten nicht ausreicht, um Tilgungen auszugleichen, und die Bestände an Nicht-Wohnungsbaukrediten der Unternehmen dürften erstmals seit 2015 wieder schrumpfen. Erst wenn sich die konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte allmählich in den Investitionen niederschlägt, sollten diese Kredite wieder in den Wachstumsmodus übergehen.
Für das Immobilienkreditgeschäft signalisieren gestiegene Baugenehmigungen eine anhaltend gute Entwicklung. Angetrieben wird sie nicht nur durch die gesteigerte Wertschätzung für die eigenen vier Wände, sondern auch von rekordniedrigen Hypothekenzinssätzen. Das Wachstum privater Wohnungsbaukredite dürfte sich daher zunächst weiter beschleunigen und auch in der zweiten Jahreshälfte hoch bleiben. Auch das Wachstum der Immobilienkredite der Unternehmen bleibt hoch. Dagegen dürften die Konsumentenkreditbestände erst spürbar zunehmen, wenn die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern mit der Konjunkturerholung wieder wächst.
-- Michael Stappel
