Spaniens Tourismus in der Corona-Falle – konjunkturelle Abwärtsrisiken für Südeuropa groß

Es ist ein schwerer Schlag für den spanischen Tourismus-Sektor. Nach zahlreichen Warnungen aus mehreren europäischen Staaten verhängte auch Deutschland eine Reisewarnung für nahezu ganz Spanien. Die Zahl der Neuinfizierten war in den vergangenen Wochen wieder stark angestiegen. Diese Entwicklung ist insofern ein Schock, da die deutschen Urlauber nach den Briten die größte grenzüberschreitende Besuchergruppe in Spanien darstellen.

Ein schwerer Herbst steht bevor. Eine Reisewarnung ist zwar noch kein Reiseverbot. Von der Warnung dürfte dennoch ein spürbares Signal ausgehen – denn eine Rückkehr aus einen Risikogebiet ist mit unangenehmen Prozeduren für den Reisenden verbunden. Für die stark gebeutelte Tourismus-Industrie in Spanien sollte die Erholung im dritten Quartal damit nochmals merklich abgebremst werden – mit Folgen für die Gesamtwirtschaft. Denn der spanische Tourismus trägt direkt und indirekt zu rund 18 Prozent der Bruttowertschöpfung bei.

An unserer Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 von derzeit -13,0 Prozent halten wir trotz der ungünstigen Entwicklung weiter fest. Eine temporär abflachende Erholung im Tourismus-Sektor Spaniens hatten wir in einer pessimistischeren Berechnung implizit bereits zugrunde gelegt. Das heißt jedoch nicht, dass künftig die Prognose nicht doch weiter nach unten angepasst werden könnte. Vieles hängt nun davon ab, ob Spanien die Infiziertenzahlen in den Griff bekommt und in welchem Umfang weitere europäische Länder mit Reisewarnungen folgen.

Der Fokus ist dabei nicht allein auf Spanien konzentriert. Grundsätzlich besteht derzeit für alle europäischen Länder ein erhöhtes Abwärtsrisiko in der Konjunkturprognose, wenn diese eine besonders hohe Abhängigkeit vom Auslandstourismus verzeichnen – das gilt ganz besonders für die südeuropäischen Länder.

 


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